Synergetik-Einzelsitzung: Schock

Während die Klientin das traumatische, lebensbedrohende Erlebnis eines Blut-sturzes nach einer Kaiserschnitt-Entbin-dung nacherlebt, tauchen sehr intensive Gefühle von Leere, Alleingelassen sein und Dunkelheit auf, welche sie sehr gut aus ihrer Kindheit kennt. Alte Szenen aus dem Luftschutzbunker und viele andere einschneidende Erlebnisse kommen hoch. Sie haben ihr nach und nach die Lebensenergie genommen (Blut = Lebensenergie) Sie erkennt in dieser Sitzung viele Zusammenhänge und trifft weitreichende Entscheidungen für ihr zukünftiges Leben.

Die Klientin nimmt eine große, schwere Tür mit der Aufschrift “Schock” wahr. Als sie das Licht in dem dunklen Raum an-macht, sieht sie sich zu Hause im Wohn-zimmer.
Kl: Auf dem Teppich ist überall Blut. Ich blute. Meine Freundin ist da, packt mich in Tücher und ruft den Notarztwagen. Um mich herum ist Panik. Ich liege da wie erstarrt. Der Arzt kommt und packt mich in ein weiteres Tuch, aber das Blut läuft bis zum Hals hoch. Alle müssen durch das Blut waten. - Die Klientin erinnert sich daran, daß sie eine Kaiser-schnitt-Entbindung hatte und danach zu Hause einen Blutsturz bekommen hatte. Außer ihrer Freundin und den Kindern ist niemand bei ihr. Es herrscht Panikstim-mung.
Th: Frage mal das Blut, warum es kommt.
Kl: Mein Mann steht neben mir. Es interessiert ihn nicht. Er sagt: Stell dich nicht so an! - Du hast wieder getrunken. Ich könnte hier verbluten. - Er sagt, er könnte es nicht ändern.
Th: Blut steht für Lebensenergie. Wenn du viel Blut verlierst, verlierst du deine Lebensenergie. Frage deinen Mann, ob er damit etwas zu tun hat. - Die Klientin erkennt, daß ihr Mann ihr die ganze Kraft raubt. Sie fühlt sich alleine gelassen von ihm und weint. Das Gefühl ist in ihrem Unterleib zu spüren. Sie kennt das Ge-fühl von Leere, Alleinsein und Dunkel-heit schon seit ihrer Kindheit.
Kl: Ich war früher oft im Keller und im Luftschutzbunker. Als Kinder waren wir oft allein, weil meine Mutter in der Muni-tionsfabrik und beim Bauern arbeiten mußte, damit wir etwas zu essen hatten. Mein Bruder und ich waren im Haus eingesperrt. - Der Therapeut schlägt vor, daß die Klientin mit ihrem heutigen Be-wußtsein zu dem kleinen Mädchen geht und ihm hilft, aus dem Haus herauszukommen. Dabei fällt das Kind aus dem Fenster und tut sich weh. Es hat nun Angst davor, wenn die Mutter nach Hause kommt. - Die Klientin beginnt zu weinen. Sie erinnert sich an ihre Schul-zeit. Sie beschreibt sich als sehr still und brav. Angehalten dazu wurde sie von ihrer Mutter. Nun sagt sie ihrer Mutter, wohin das geführt hat. - Mutter, du hast mir die Lebensfreude genommen. Ich war zu oft alleine. Du hast kein Herz für mich und für meinen Bruder gehabt. Und jetzt liege ich hier in meinem Blut. - Die Mutter verspricht, Susanne jetzt zu helfen. Ihr hat damals die Liebe gefehlt. Sie hätte sich gewünscht, mit dem “Mann ihres Lebens” zusammen zu sein. Er wird gerufen und die Mutter wird sofort fröhlich. Die kleine Susanne fühlt sich sofort richtig frei. Auf den Beinen der Klientin lastet nun ein zentnerschweres Gewicht. Sie ruft ihren Schutzengel, aber er kann nichts für sie tun. Ihr Körper wird immer schwerer und sie hat das Gefühl, in die Erde zu einzusinken.
Th: Schau, was passiert, wenn du es erlaubst.
Kl: Ich liege im Krankenhaus. Sie haben mich mit Tüchern eingedreht. An meinem rechten Arm hängt ein Tropf. Es ist nach dem Blutsturz. Ich hatte im Krankenhaus einen zweiten Blutsturz. - Die Klientin hat im Krankenhaus beschlossen, nach ih-rem Aufenthalt dort Vieles anders zu ma-chen. Sie will danach die Scheidung einreichen. Als sie es ausspricht, werden ih-re Beine leichter. Nachdem sie sich gel-be, dann grüne Farbe hat einfließen lassen, wird alles heller, die Schmerzen aus dem Arm sind weg, gemeinsam mit der Infusionsflasche. Sie kann wieder aufstehen und laufen.
Th: Laufen heißt, wieder beweglich werden, deine eigene Richtung einschlagen, selbsbestimmt sein.
Kl: Ja, ich muß viel verändern.
Th: Gehe jetzt zurück zu dieser Frau - zu dir - die da liegt in ihrem Blut und hilf ihr.
Kl: Schau mal, es ist nicht nötig, daß du so leidest. Es geht mir wieder gut. Jetzt kannst du wieder aufstehen.
Th: Schau mal, ob sie wieder aufsteht.
Kl: - erstaunt: Das ganze Blut fließt wieder in mich hinein.
Th: Du wirst wieder lebendig ! - Laute Musik wird eingespielt.
Kl: Jetzt kann sie aufstehen. Sie freut sich. Sie kann es noch gar nicht fassen.
Th: Laß mal deinen Mann kommen. Schau, wie er reagiert. Und wie es für dich ist, ihn zu sehen.
Kl: Schau dir das mal an! - Er meint, dann könne ich ja wieder alles tun. - Da hast du mit Zitronen gehandelt. Das ist jetzt vorbei!
Th: Wie fühlt es sich an, ihm das so klar zu sagen ?
Kl: Jetzt ist Schluß mit diesem Theater! Such’ dir jemanden anderes. Bei nächster Gelegenheit werde ich ausziehen. Jetzt bin ich froh, daß ich so bin wie ich bin. Ich bin wieder lebendig! Ich gehöre wieder mir! Und das ist schön. Mein gan-zer Körper ist leicht und fühlt sich hell an.
Th: Jetzt gehe ganz weit zurück zu diesem kleinen Mädchen, das so alleine war.
Kl: Sie lacht. Ja, sie lächelt ... sie lacht ... sie ... kommt auf mich zu und wir umarmen uns.
Th: Sage ihr, du hast dich fast verloren und jetzt wiedergefunden. Und du bist gekommen, um sie auch wiederzufinden, dieses kleine fröhliche Mädchen in dir, damit es auch nicht mehr alleine ist.
Kl: - mit zitternder Stimme: Ich bin ge-kommen, um dich abzuholen. - Sie lacht und ich muß weinen!
Th: Ihr begegnet euch wieder. Es ist so, wenn du einen Teil von dir wiederfindest. Vielleicht hast du ihn schon lange ver-mißt. - Sanfte Musik wird eingespielt. Nach einer Pause: Wo warst du jetzt?

Kl: Ich habe die Susanne ganz fest im Arm gehalten. Ich nehme wahr, daß ich irgendwie frei bin.
Th: Das ist die Freiheit, die du schon im-mer hattest. Du erinnerst dich nur jetzt wieder, wie sie sich anfühlt. Du bist wieder ein Stückchen mehr du selbst geworden. Schau mal, was du jetzt machen möchtest. - Die Klientin möchte ihrem Bruder helfen. Mutter und Bruder tauchen auf. Der Mutter geht es inzwischen besser. Der Bruder ist krank.
Kl: Mein Bruder ist heute schwerkrank. Früher war er ein Draufgänger und hat sich gewehrt. Wenn ich Schläge bekam, war ich sofort ruhig.
Th: Was empfindest du, wenn du deinen Bruder siehst. Laß ihn jetzt da sein.
Kl: Du tust mir unendlich leid.
Th: Was ist mit deiner Krankheit? Erzähle ihm davon.
Kl: Er weiß gar nichts davon.
Th: Erzähle es ihm jetzt.
Kl: Du weißt nicht, daß ich so krank bin. - Was ich habe? Hepatitis C. - Er dreht sich weg und meint: Stecke mich bloß nicht an! Ich habe genug Krankheiten. - Ich stecke dich nicht an. Ich stecke niemanden an. - Wir hatten jahrelang keinen Kontakt, nur durchs Telefon manchmal. - Er sagt gerade, er weiß, daß er nicht mehr lange zu leben hat. Er hatte einen Gehirnschlag.
Th: Frage ihn einmal, was er lernen sollte in diesem Leben. Was war der Sinn?
Kl: Was war der Sinn deines Lebens? - Er sollte sich der Liebe öffnen.
Th: Spüre jetzt einmal: Was war dein Sinn?
Kl: Die Liebe auf die Erde bringen. Das ist meine Aufgabe. - Er hat aber noch mehr Krankheiten. Er hat Lungenkrebs, er hat ...
Th: Sprich mit ihm!
Kl: Du hast Lungenkrebs, du hast die Rippen kaputt, die Knie kaputt, du hast eine Schrumpfniere. Hast du die Liebe auf die Erde gebracht? - Nein! - Er hat es nicht gemacht. - Die Klientin kann akzeptieren, daß ihr Bruder sterben möchte und wünscht ihm alles Gute. Dabei kommt Traurigkeit hoch und sie beginnt zu weinen. Dann nimmt sie Licht wahr an der Stelle, wo sie ihren Bruder gesehen hat. Der Bruder möchte Kontakt zur Mutter aufnehmen und die Klientin sagt, daß Mutter und Bruder trotz allem ein gutes Verhältnis miteinander hatten. Sie fühlt sich außen vor. Doch plötzlich fühlt sie eine Verbindung zu dem Mann, den ihre Mutter haben wollte. Als sie zusätzlich ihren Vater auftauchen läßt, nimmt sie wahr, daß sie zu ihm nicht so eine intensive Verbindung hat.

Kl: Ich habe keine Verbindung mehr zu dir. - Er steht da und ist traurig. - Was be-deutet das? - Er sagt, daß ich mich von ihm abgewandt hätte. - Da bist du selber daran schuld. Du hast mich immer nur gedemütigt. Du warst sehr bestimmend und hast mir die Luft zum Atmen genommen. “Schläge auf den Hinterkopf er-höhen das Denkvermögen” war dein Spruch. Nimm diesen Spruch zurück! Los, nimm ihn zurück! - Es tut ihm leid, sagt er. - Nein, das stimmt überhaupt nicht! Nimm ihn zurück! - Er hätte nur mein Bestes gewollt.
Th: Hat er dir geholfen, dich unterstützt, lebendig zu werden ?

Kl: Nein, nein. Ich durfte nicht zum Tanz-kursus gehen, ich durfte gar nichts. - Schau dir an, was dabei herausgekommen ist, nur Probleme und Schwierig-keiten. Und schau, was du mit Paul gemacht hast. Er ist todkrank. Schau ihn dir genau an! Und jetzt nimmst du bitte diesen Spruch zurück! - Und es wird heller um ihn herum. Er nimmt es zurück. - Es ist schön, daß du es zurücknimmst. Aber du hast es dir immer einfach ge-macht. Was du gemacht hast, war nicht gut. Du weißt deine Fehler, ich brauche sie nicht aufzuzählen. Sage mir, daß es dir leid tut! Sage es laut! - Ja, jetzt glaube ich dir. Es ist schön, wenn du es be-reust. Da geht es mir direkt besser. - Als sie Vater und Bruder zusammenbringt und der Vater sich auch bei ihm entschuldigt, wird der Bruder ebenfalls heller. Die Mutter wird ebenfalls dazugeholt. - Jetzt wird es viel leichter. So ist es gut! Jetzt sehe ich nur noch Licht. - Die Klien-tin läßt noch ihren Engel auftauchen. Er bestätigt ihr, daß sie auf dem richtigen Weg ist, ihre Krankheit aufzulösen. Sie soll so weitermachen, sich von allem be-freien und ohne Angst in die Zukunft blicken. Als sie in das erste Bild zurückgeht, sieht sie den Raum in einem angenehmen Licht mit den Farben Blau und Lila.